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Bulgarian Musicology - online
Year XXIV 2000 Book 3
1. Table of Contents (German Version)
IN MEMORIAM
MARIN GOLEMINOV
1908-2000
S v e t l a n a Z a c h a r i e v a
Überlegungen zur Geschichte der bulgarischen Musikfolkloristik (Siete
24)
T h e o d o r a P a v l o v i c
Rolle und Bedeutung der kreativen Einbildungskraft und des Gedächtnisses
in der Dirigentenkunst (Siete 41)
A n e l i a J a n e v a
Anregungen zur Schaffung eines neuen nationalen Ballettwerkes. Der “Margarita
Arnaudova”-Preis und das Ballett Arabesk (Siete 68)
C l a i r e L e v y
Contemporary “Ethnic” Music: Producing Meanings (Siete 14)
L u b o m i r K a v a l d j i e v
Die bulgarische Musikkultur im Übergang zur Imformation Society (Siete
124)
V a l e r i a T z e n o v a
Ein sanftes Licht in der Dämmerung am Ende des 20. Jahrhunderts (Siete
132)
Rezensionen
G o r i t z a N a i d e n o v a
Viele bulgarische Künstler warten auf ihre Milena Bozhikova (Siete 133)
C h r i s t i n a J a p o v a
Bulgarisches Musiktheater (Siete 136)
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Überlegungen zur Geschichte der bulgarischen Musikfolkloristik. (In
Memoriam für Todor Todorov)
Svetlana Zacharieva
T. Todorov verfaßte eine Geschichte der bulgarischen Musikfolkloristik
bis Mitte der 40er Jahre des 20. Jh und wurde selbst ein Teil dieser Geschichte.
Sein Werk ist ein typisches Beispiel für die Kombination von Kontinuität,
Diskontinuität und zyklischem Verlauf des historischen Entwicklungs-prozesses
der Folkloristik, die in der Spezifik seines individuellen wissenschaft-lichen
Werkes Niederschlag finden. Die Kontinuität kommt darin zum Ausdruck, daß
er die Tradition von Vassil Stoin fortsetzt, indem er Lieder aus verschiedenen
Regionen Bulgariens niederschreibt und Sammelbände mit Volksliedern herausgibt.
Als ein Zeichen der Diskotinuität ließe sich der Bruch mit der routinierten
Thematik bezeichnen, das Aufwerfen neuer Themen, die einen neuen wissenschaftlichen
Ansatz voraussetzen wie z.B. Behandlung des Problems der geschichtlichen
Beleuchtung der Folklore und die Einführung der Thematik der Gegenwartsfolklore,
das vertiefte Studium des Phänomens Folklore-Professionalismus etc. Ein Ausdruck
des zyklischen Charakters auf einem höheren Niveau der wissenschaftlichen
Interpretation ist sein letztes Buch über Vassil Stoin. Es bildet eine Höhepunkt
schöpferischer Reife und wissenschaft-licher Inspiration, existentieller
Ergebenheit der Sache der Musikfolklore, die das Volkslied als nationales
Ideal feiert. Unsichtbare geistige Fäden verbinden den Autor mit Vassil Stoin
und finden einen Ausdruck in einem romantischen Pathos, der seinen anderen
Werken nicht eigen ist, der ihn aber mit Vassil Stoin und mit den Idealen
seiner Generation verbindet.
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Rolle und Bedeutung der kreativen Einbildungskraft und des Gedächtnisses
in der Dirigentenkunst
Theodora Pavlovic
Die Studie stellt einen Teil der wissenschaftlichen Arbeit Rolle und Bedeutung
der grundlegenden psychischen Prozesse in der Dirigentenkunst vor. Die Einbildungskraft
wird als eine Hauptkomponente des schöpferischen Prozesses behandelt. Ihre
Funktion wird als mit dem Aufbau der musikalischen und Hörbilder, mit den
emotionellen und Denkprozesses und mit dem Gedächtnis direkt verbunden betrachtet.
Es wird auf die Rolle der Intuition eingegangen, die die Besonderheit der
schöpferischen Einbildungskraft und des Denkens in den unterschiedlichen
Phasen des schöpferischen Prozesses beim Dirigieren vereint. Der Beitrag
weist auf die Gefährdungen für die schöpferische Ein-bildungs-kraft des Dirigenten
hin wie das Nachahmen fremder Interpetener-fahrung einerseits und die durch
das Denken nicht kontrollierte Einbildungskraft andererseits. Es wird die
Konsequenz gezogen über die außerordentlich wichtige Rolle der Einbildungskraft
für den individuellen Stil des Dirigenten.
Die Problematik des Gedächtnisses wird auf der Basis der wissenschaftlichen
Definition und durch eine Analyse der Rolle des Gedächtnisses in den einzelnen
Etappen des schöpferischen Prozesses behandelt. Besondere Aufmerksamkeit
wird der Bedeutung der grundlegenden Eigenschaften des Gedächtnisses gewidmet
(Umfang, Genauigkeit, Schnelligkeit des Merkens, Dauer des Behaltens und
Bereitschaft zur Wiedergabe) sowie den verschiedenen Gedächt-nisarten — angeboren
und angeeignet, kurzzeitig und langzeitig, Gedächtnis für Emotionen, für Bilder,
Begriffe, Worte in der Kunst des Dirigenten. Die Frage vom Dirigieren ohne
Partitur wird vom Gesichtspunkt verschiedener weltberühmter Dirigenten behandelt.
Die Verbindung zwischen Gedächtnis und Dirigieren wird mit Rücksicht auf
die positiven und negativen Folgen ihres Zusammenwirkens analysiert. Angedeutet
wird das Problem der Rolle des Bewegungsgedächtnisses als wichtige Voraussetzung
für die erfolgreiche Arbeit des Dirigenten. Es wird die Konsequenz gezogen
über die Notwendigkeit der Entwicklung und Verbesserung des Gedächtnisses
des Dirigenten in seiner gesamten Arbeit.
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Anregungen zur Schaffung eines neuen nationalen Ballettwerkes. Der Margarita
Arnaudova-Preis und das Ballett Arabesk
Anelia Janeva
Das Suchen nach neuen Ausdrucksmitteln und die den Normen nicht frönenden
Interpretation bulgarischer Werke wurden in den 90er Jahre des 20. Jh fortgesetzt.
Einen starken Impuls in diese Richtung vermittelte der durch Kalina Bogoeva
1996 gegründete Wettbewerb für moderne bulgarische Choreographie mit dem
memorialen Preis auf den Namen von Margarita Arnaudova. Der Wettbewerb hat
ein besonderes Reglement — die Darstellung eines Ballettwerkes, inszeniert
durch einen bulgarischen Choreographen nach bulgarischer Musik (gewöhnlich
eine Tonaufnahme) und dargeboten durch das Ballett Arabesk. Die beste Inszenierung
wird durch Abstimmung des Publikums bestimmt, wobei jeder Zuschauer auf seiner
Eintrittskarte die Nummer des Werkes aufschreibt, das ihm an besten gefallen
hat. Diesem Werk wird der Margarita-Arnaudova-Preis verliehen — gewöhnlich
ein Gemälde von einem bekannten bulgarischen Maler; der Autor der Inszenierung
bekommt das Recht, eine zweite Inszenierung mit der Truppe Arabesk außerhalb
des Wettbewerbs-programms vorzubereiten. Für die bisherigen vier Wettbewerbe
(1996-1999) wurden mit der Ballettgruppe Arabesk 18 über Ballettwerke von
bulgarischen Komponisten geschaffen — von unterschiedlicher Qualität, darunter
auch einige sehr umstrittene. Doch der Umstand, daß Werke von bulgarischen
Choreo-graphen nach bulgarischer Musik dargestellt werden, d.h. ohne die Stütze
eines äußeren Modells, sondern eher mit einer Orientierung nach Innen, auf
die bulgarischen Legenden und Mythen und auf eine moderne Interpretation neuer
Werke, macht aus dem Wettbewerb einen Motor zur Gestaltung von Werken mit
unterschiedlichen Ideen und Ausdrucksmitteln, ein Forschungslabor für die
moderne Suche im Ballettbereich.
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Contemporary “Ethnic” Music: Producing Meanings
Claire Levy
The aim of the study is two-folded. For one, it is an attempt to oppose
— in the light of the cultural relativism and pluralism — to some recent
racist and high-brow attitudes among “high” circles, who are eager to govern
the Bulgarian culture and fuel a public moral panic in connection with the
rising in the 1990s popular music phenomenon (called chalga, ethnopop or folkpop)
which have revived, integrated and updated a variety of different ethnic
Balkan music traditions. For two, the study is trying to explain the very
producing-meanings-process that supposed to enlighten questions of why and
in what sense the new “ethnic” music is significant for Bulgarians. The analysis
interprets the new “ethnic” music culturally and historically, employing
empiric material, collected during the “field work” on the specific “media
terrain”, and doing at the same time cultural parallels in time and place
beyond Bulgarian culture. Methodologically, It is based on the “dialogical”
approach to music history (Negus 1996), the theory of continuity and change
(Netti 1996), and the communication theory suggesting that communication
process is not a mere transmission of information but a process which constitutes
and creates specific cultural meanings (Craig 1999). Discussing the specific
dynamics of the “own-foreign” dichotomy as observed historically in Bulgarian
popular music, and introducing another dichotomy seeing the “ethnic” as bringing
rather “today’s yesterday” than “today’s tomorrow”, the study outlines projections
of two main aesthetic concepts dominating the present manifestations of the
“ethnic” music in Bulgaria: of quasi-realism and of rablezian parody. Through
analyzing some emblematic artifacts in the field, the discussion is trying
to follow and present the logic of the process, reconstructing old meanings
into new ones, and to make hearable as well the human call for understanding
cultural diffe-rences, hidden in the very dialogical nature of music.
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Die bulgarische Musikkultur im Übergang zur Imformation Society
Ljubomir Kavaldyhiev
Die 90e Jahre des 20. Jh in Bulgarien zeugen einen radikalen Übergang zur
Musik der Information Society. Das Konzept von A. Tofler von der “Dritten
Welle”erlangt heute vor dem Hintergrund einiger anscheinend regionaler Phänomene
in der Evolution der osteuropäischen Musik eine konkrete Form. Am deutlichsten
ist das an der rasanten Evolution der bulgarischen elektro-akustischen und
Computermusik zu erkennen. Auf diesem Gebiet sind heute in Bulgarien mehr
als drei “Generationen” von Musikern tätig, die auf unterschied-lichen Wegen
und in unterschiedlichem Maße die allgemeinen Prozesse der Musikglobalisierung
aufnehmen. Die jüngste, sog. Internet-Generation, die sich in erster Linie
mit der Techno-Kultur (Rave), mit der allgegenwärtigen Herrschaft des electrisches
sound und mit der computer Multimedia identifiziert, überwindet endgültig
die technologischen und wertorientierten Einstellungen sowohl des klassischen,
als such des modernen künstlerischen Paradigma (die Musik der zweiten Welle)
und sucht nach grundsätzlich neuen beruflichen, ästhetischen und sozialen
Wegen zur Selbstbewährung und Identifizierung.
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Ein sanftes Licht in der Dämmerung am Ende des 20. Jahrhunderts
Valeria Tzenova
Der Beitrag behandelt das Werk von Edisson Denissov als eine komplexe Verkörperung
von zwei historischen Linien: einer russischen und einer europäischen; er
behandelt seine tiefe geistige Grundlage als Fortsetzung der sog. “Petrovschen
Linie” in der russischen Kultur (nach dem Namen Peter des Großen, der Rußland
mit dem Westen verbunden hat). Nach Igor Stravinski war Peter der Große der
“Urvater” von Persönlichkeiten wie Puschkin, Glinka, Tschaikowski, der “die
Idee hatte, die typischen Merkmale der russischen Zivilisation und des intellektuellen
Reichtums des Westens zu einer Legierung zu verbinden”. Dieses eigenartige
Wesen wird auch in Bezug zur Herkunft Russlands gedeutet, das die Merkmale
des Westens und des Ostens, Europas und Asiens untrennbar vereinigt (im traditionellen
russischen Wappen hat der Adler zwei Köpfe — der eine ist Europa, der Andere
Asien, ohne die Priorität eines von beiden hervorzuheben). Doch Rußland wird
gedacht als ein kultureller Erdteil, dessen Umrisse mit der bedingten Europa-Asien-Teilung
gar nicht übereinstimmen.
Denissov, dessen Selbstbewußtsein ausgesprochen russisch ist, vereint sich
mit den Formen der europäischen Kultur. Wie Leo Tolstois “Krieg und Frieden”,
in dem große Textfragmente nicht auf Russisch, sondern auf Französisch geschrieben
sind, wurde auch die ganze Oper Denissovs “Wellenschaum” im Original nicht
nach einem russischen, sondern nach einem französischen Text komponiert;
die sechs Aufzüge der Oper “Die vier Mädchen” sind ebenfalls in Französisch
und das Requiem ist in mehreren Sprachen gleichzeitig verfaßt: Englisch,
Deutsch, Französisch und Latein.
Das Einleben in den Tonfall der Fremdsprache ist bei Denissov kein Zufall:
es ist ein Ausdruck der “universellen Offenheit” der russischen Kultur (wovon
seinerzeit auch Dostojewski sprach). Für Denisson gehörte diese Offenheit
zu den führenden Merkmalen seiner Musik. Das Streben des Komponisten, sich
mit der ganzen kulturellen Welt zu vereinigen, sprich nicht gegen seine
russische nationale Zugehörigkeit — im Gegenteil es trägt zu ihrer freieren,
ungezwunge-nen Aufdeckung bei.
Im Beitrag werden Beispiele aus seinem ganzen Werk, aus seinem Leben, seinen
Tagebüchern und seinen autobiographischen Notizen zitiert.
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